Warum dieser Blog?

Schule allein reicht nicht.

Um sensibel und umfassend Mädchen*, Jugendlichen und jungen Frauen* begegnen zu können, ist ein funktionierendes Netzwerk unerlässlich.
Die Praxis zeigt, dass der Bedarf an geschlechtersensibler Pädagogik ungebrochen ist und die Problemlagen, so der Eindruck, komplexer werden. Ohne ein Umdenken der Pädagog*innen, Mut zu einem eher unkonventionellen Verstehen von Schule bzw. Jugendarbeit und – ohne Zweifel – der wichtigen weiteren außerschulischen 100_9977Anlaufstellen, ist das Gelingen eines solchen Konzeptes nicht denkbar.
Wunsch ist es, ALLE Schüler*innen in ihren jeweiligen Lebenslagen mitdenken und sie auf ihrem individuellen Weg begleiten zu können.
Durch das aktive Thematisieren von Geschlechterverhältnissen erreicht das Angebot der Mädchen*klassen in der Weiterentwicklung auch queere (trans*, nicht binäre) Schüler*innen.
Um förderliche, geschlechtersensible Schulangebote ausweiten und verbessern zu können, bedarf es an politischer Rückendeckung und intensivierter Vernetzung. Das betrifft eine parteilich gedachte Mädchen*- als auch antisexistisch gedachte Jungen*arbeit.

Eine koedukative Praxis denkt Schule und Unterricht nicht zwingend bzw. grundlegend gendersensibel – also entlang der Bedürfnislagen der jungen Menschen – sondern richtet gießkannenartig Angebote gleichermaßen an alle Schüler*innen.

Eine reflexive koedukative Praxis zumindest will die Genderperspektive in den Blick nehmen und prüft, ob bestehende Geschlechterverhältnisse destabilisierend sind und zieht Schlüsse für die Unterrichtspraxis daraus.

Warum also Mädchen*klassen trotz Bildungsreform von 1969?

Mädchen*klassen verleiten schnell dazu, an tradierte Konstrukte zu denken, dieIMG_5170 natürlich – bedenken wir die Geschichte der Mädchen*bildung – einen unumstößlichen Stellenwert hatte und hat. Tatsächlich darf zwischen reinen Mädchen*schulen, derer es noch knapp 163 von bundesweit ca. 38.000 allgemeinbildenden Schulen (Stand 2015) gibt, ihr Profil sich jedoch zumeist an Gymnasiast*innen und Realschüler*innen (Quelle Mädchen*schulen) richtet und Mädchen*klassen, die sich aus existenzielleren Gründen bewusst wieder dem monoedukativen Unterricht zuwenden, unterschieden werden. Mädchen*schulen ermöglichen bspw. einen störungsfreieren Zugang zu „Jungs*fächern“; tatsächlich scheinen sich dadurch mehr Mädchen* für naturwissenschaftliche Berufe zu entscheiden (Beispiel Internetaufritt einer Mädchen*schule).
Mädchen*klassen wollen hingegen grundlegend (wieder) Zugang zu Schule oder schulähnlichen Angeboten ermöglichen. Häufig verhindern prekäre Lebensverhältnisse (familiär, ökonomisch, gesellschaftlich, ….) oder bspw. vorübergehende oder dauerhafte psychische und physische Belastungsmomente (sexuelle) Identität, Traumata, Suchtmittelabhängigkeit, …) einen positiven Blick auf sich selbst, einhergehend mit auf die Zukunft bezogener Resignation.

(Politisch forcierte) Koedukation würde – bedenken wir den viel diskutierten „Legitimationszwang“ monoedukativer Angebote – an den Bedürfnissen einiger Mädchen*, Jugendlichen und jungen Frauen* vorbeigehen und erfahrungsgemäß zu u. a. Schulabsentismus führen. Kleinschrittige bzw. prozessorientierte, oft in Wohnungen angebotene Formen der unterrichtlichen Begegnung wollen Vertrauen in die (erwachsene) Umwelt und die eigenen Fähigkeiten anstreben. Verlässlichkeit und in Beziehung bleiben sind dabei grundlegend, um (wieder) Anforderungen an die Schüler*innen stellen zu können.

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Was zunächst als Schutz- oder vielmehr Freiraum verstanden werden kann, ist oft notwendige Brücke, um zukünftig (annähernd) bestehen zu können. Dazu gehört fast ausnahmslos das Erlangen eines Schulabschlusses. Große Hürde ist es, dass „Regelschulen“ noch kein in der Form spezifisches Angebot für Schüler*innen anbieten, um diese zumindest vorübergehend zu entlasten. Gymnasiast*innen und Realschüler*innen verbleiben so z. B. in therapeutischen Einrichtungen, ohne dass ihnen eine zufriedenstellende u. v. wohnortnahe schulische Anschlussmaßnahme in Aussicht gestellt werden kann.

Wunsch ist …

eine Vernetzung und regelmäßigen Austausch mit Mädchen*klassen bundesweit
 ein Netzwerk, das sich geschlechtersensiblen Themen widmet
eine intersektionale und professionsübergreifende (Weiterbildungen – Fachtage – Seminare – Vorträge) Arbeit

Der Blog als …

interaktive Plattform
„Sprachrohr“ für Schüler*innen (Fotos, Gedichte, Texte, …)
„Handwerkzeug“, um sich bspw. über bestimmte Themen zu informieren
medienpädagogisches „Hilfsmittel“

Daten & Fakten

1991 wurde die erste Mädchen*klasse der Albert-Schweitzer-Schule in Stuttgart etabliert.
Seit 2000 trifft sich der „AK Mädchenklassen in der Erziehungshilfe“ jährlich und bundesweit.
Seit 2018 gibt es ein Lernangebot für weibliche Jugendliche und junge Frauen* mit Suchtproblemen und/oder Traumata, Traumafolgestörungen, Persönlichkeitsstörungen oder Depressionen in den Räumen von JELLA in Stuttgart.

Hereinspaziert

Rassismuskritische Stellungnahme

Unsere Außenstelle befindet sich in der Hegelstraße, unweit des Lindenmuseums. Das staatliche Museum für Völkerkunde am Hegelplatz setzt sich u. a. auch mit seinem „schwierigen kolonialen Erbe“ auseinander.

Wir lehnen selbstverständlich rassentheoretische, „rassistische und pro-kolonialistische“ Gedanken bei G. W. Friedrich Hegel ab. Lest gerne eine Auseinandersetzung dazu „Das Untote in Hegel: Warum wir über seinen Rassismus reden müssen“.

Ein Gedanke zu “Warum dieser Blog?

  1. Super! Freue mich auf den Austausch!
    Als erstes habe ich mal eine Frage, könnte mir jemand noch die Kontaktdaten von Frau Dr. Martina Hoanzl zukommen lassen. Ich würde sie sehr gerne für eine Fortbildung für unsere Einrichtung gewinnen 🙂

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