Triggerwarnung: dieser Beitrag beschäftigt sich mit sexualisierter Gewalt und könnte verstördende Wörter enthalten.
Spiegel online / 14.11.2018
„Unter dem Protesthashtag #ThisIsNotConsent posten Frauen Fotos ihrer Unterwäsche, weil ein Mann in Irland vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen wurde. Seine Anwältin hatte zuvor auf die reizvolle Unterwäsche des mutmaßlichen Opfers hingewiesen.
Weil der Rock zu kurz, der Ausschnitt zu tief oder der Lippenstift zu rot war – Opfer sexualisierter Gewalt und Belästigung werden mit den absurdesten Vorwänden konfrontiert, um ihnen eine Mitschuld am Erlebten zu geben, weil sie angeblich durch Gestik, Mimik oder Kleidung Signale gesendet hätten, die als Zustimmung gelesen werden können. Ein Fall aus Irland zeigt nun, dass sich Victim Blaming jedoch nicht nur auf direkt sichtbare Merkmale beschränken muss: Denn hier wurde am Dienstag ein 27-Jähriger vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen, nachdem die Anwältin des Angeklagten auf die reizvolle Unterwäsche des 17-jährigen mutmaßlichen Opfers hinwies.
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In ihrem Plädoyer sagte Elizabeth O’Connell, die Anwältin des Angeklagten: „Kann die Beweislage ausschließen, dass sie [das mutmaßliche Opfer, Anm. d. Red.] sich zu dem Angeklagten hingezogen fühlte und dass sie nicht abgeneigt war, jemanden zu treffen und Geschlechtsverkehr zu haben? Sie müssen sich anschauen, wie sie gekleidet war. Sie trug einen Tanga mit einer Vorderseite aus Spitze.“
Für die Anwältin des Angeklagten ist es also abwegig, dass eine Frau reizvolle Unterwäsche trägt, ohne Sex mit einem Mann haben zu wollen, weil sie vielleicht gar nicht auf Männer steht, und wenn sie es tut, nicht gerade auf alle – sprich selbstbestimmt über ihre Sexualität entscheiden kann. Der Angeklagte wurde tatsächlich freigesprochen, weil die Jury keine Beweise dafür sah, dass der Geschlechtsverkehr nicht einvernehmlich war. Inwiefern der Hinweis auf die Unterwäsche im Plädoyer von O’Connell das Urteil beeinflusste, ist unklar. Es ist jedoch entsetzlich genug, dass das Verhandlungsgegenstand vor einer Jury aus acht Männern und vier Frauen sein muss.
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Unter dem Hastag #ThisIsNotConsent (zu Deutsch: „Das bedeutet keine Zustimmung“) zeigen nun Frauen aus aller Welt in den sozialen Medien ihre Solidarität mit dem mutmaßlichen Opfer und protestieren gegen Victim Blaming. Sie posten Bilder ihrer Unterwäsche, um zu zeigen, was sie ist: schöne Unterwäsche und kein Freifahrtschein für sexualisierte Gewalt.“
Den ganzen Beitrag von Seyda Kurt findet ihr hier.
Weil er so gut ist noch ein eingängiger Clip zum Thema Einvernehmlichkeit: