ein Artikel der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, erschienen in Focus online
Veranstalter waren die Fakultät Sonderpädagogik der PH Ludwigsburg, das Staatliche Seminar für Didaktik und Lehrerbildung in Stuttgart (Abteilung Sonderpädagogik), der Verband Sonderpädagogik (VdS), die Landesarbeitsgemeinschaft der Rektoren an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren im Förderschwerpunkt soziale und emotionale Entwicklung (LAG) und die Stiftung Jugendhilfe aktiv e.V.
Der Fokus der Großveranstaltung mit über 270 Beteiligten richtete sich auf veränderte Zugänge, Lern- und Entwicklungsfelder sowie Spielräume der Beziehungsgestaltung in der (sonder)pädagogischen Arbeit mit belasteten Kindern und Jugendlichen. Denn an Schulen für Erziehungshilfe (neu SBBZ ESENT) wird immer wieder die Erfahrung gemacht, dass die Lern- und Entwicklungsangebote nicht immer greifen und Lehrkräfte an ihre Grenzen kommen. Analoges gilt auch für inklusive Settings, allerdings meist nicht in dieser Intensität und Häufung.
Immer wieder ist die Rede von „Unbeschulbarkeit“, von Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörungen, emotional hoch aufgeladenen Situationen und Konflikten, fehlender Impulskontrolle, aggressiv-externalisierenden Verhaltensweisen, von Fremd- und Selbstverletzung, Mobbing, extremem Rückzugsverhalten, Suchtproblematiken und letztlich von Beziehungsabbrüchen. Allerdings befinden sich die Kinder und Jugendlichen meist auch in prekären Lebenslagen, die geprägt sind durch Armut, frühe Schwangerschaft, mangelhafte Fürsorge, problematische Bindungs- und Beziehungserfahrungen, psychosoziale Auffälligkeiten der primären Bezugspersonen, Sucht, physische und psychische Gewalt, Verlust eines Elternteils oder Geschwisterkinds, schwierige Partnerschaft und Probleme bei der sozialen Integration in das unmittelbare Lebensumfeld.
„Kinder in Not“ bringen daher oft auch die Schule in Not. „Sie kommen nur der sozialen Kontakte wegen. Wissenszuwachs bzw. Bildung werden als unwichtig empfunden“, formulierte eine Lehrkraft. Genau darin liegt jedoch die Chance der Schule, wieder einen Zugang zu den „Kindern in Not“ zu bekommen, sie emotional und sozial anzudocken, ihnen einen „sicheren Ort“ zu bieten, Normalität zu erzeugen, einen geschützten Erfahrungsraum für Gegenerfahrungen ihrer bisherigen Lebenserfahrungen zu bieten, Bildungs- Entwicklungsimpulse zu setzen und eine Zukunftsperspektive zu geben, auch wenn dies oft noch kein Thema für viele Schüler ist. Ein Herz für diese Kids, Kreativität und Einfallsreichtum sind notwendig, um mit herausfordernden Situationen konstruktiv umzugehen, die Nöte der Kinder und Jugendlichen wahrzunehmen und Entlastung zu schaffen. Körper- und handlungsorientierte, musisch-kulturelle Lern- und Entwicklungsangebote scheinen einen veränderten, zielführenden Zugang zu „Kindern in Not“ darzustellen, in denen sie sich erproben, selbst besser kennen und steuern lernen. Außerdem bieten die Produkte, die dabei entstehen ein sicht-, hör- und spürbares Erfolgserlebnis. Sie bieten darüber hinaus verschiedene Formen des Ausdrucks, wenn Worte fehlen oder belastende Lebenserfahrungen unaussprechlich geworden sind.
Eingeleitet wurde der Fachtag E durch eine Performance mit Studierenden der Theater- und Sonderpädagogik. In 22 Workshops konnten die Teilnehmer/innen neue Elemente aus den Bereichen Kunst, Musik und Theater kennen lernen, erproben und die Umsetzung in die Unterrichtspraxis diskutieren und reflektieren. Unterstützt wurden die Referent/innen durch Moderator/innen und Studierende der Sonderpädagogik. Das Catering übernahm die Schülerfirma der Berger Schule Stuttgart. Der Auftritt der Beatstomper, einer Percussiongruppe mit selbst gebauten Instrumenten, bildete den krönenden Abschluss eines überaus gelungenen Fachtags.“
Leider scheint der Artikel vornehmlich Schüler im Blick zu haben. Die Lebenslagen wurden aber gut herausgestellt und betreffen alle Geschlechter.
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