Identitäten (Teil 1): Chimamanda Ngozi Adichie – „Die Gefahr einer einzigen Geschichte“

eine Sendereihe von Deutschlandfunk

„Lebensläufe und Kulturen bestehen aus vielen, sich überlappenden Geschichten. Chimamanda Adichie erzählt, wie Stereotype unser Denken formt, auch in Bezug auf Afrika: Wir riskierten ein bedenkliches Missverständnis, wenn wir nur eine einzige Geschichte über eine andere Person oder ein anderes Land hören.“

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Hörbeitrag und Text

Am Ende des sehr empfehlenswerten Podcasts richtet Chimamanda Ngozi Adichie Fragen in erster Linie nicht etwa an sich selbst oder ihre Zimmergenossin.
Sie sind ein Appell, gerichtet an Ohren, die empfnagsbereit sind. Es lohnt sich also, von Beginn an reinzuhören …

„Was wäre, wenn meine Mutter uns erzählt hätte, dass Fides Familie arm und fleißig ist? Was wäre, wenn wir einen afrikanischen Fernsehsender hätten, der verschiedene afrikanische Geschichten in der ganzen Welt verbreitet?
(…)
Was wäre, wenn meine Zimmergenossin von meinem nigerianischen Verleger Mukta Bakary wüsste, einem bemerkenswerten Mann, der seinen Job in einer Bank kündigte, um seinen Traum von einem eigenen Verlagshaus zu verwirklichen?
(…)
Was wäre also, wenn meine Zimmergenossin von meiner Freundin Fumi Onda wüsste, einer mutigen Frau, die eine TV-Show in Lagos moderiert, und die fest entschlossen ist, die Geschichten zu erzählen, die wir lieber vergessen würden?
Was wäre, wenn meine Zimmergenossin von der Herzoperation wüsste, die letzte Woche im Krankenhaus von Lagos durchgeführt wurde?
Was wäre, wenn meine Zimmergenossin von der heutigen nigerianischen Musik wüsste. Talentierte Menschen singen auf Englisch und Pidgin und Igbo und Yoruba und Ijo. Sie vermischen Einflüsse von Jay-Z über Fela und Bob Marley bis hin zu ihren Großvätern. Was wäre, wenn meine Zimmergenossin von der Anwältin wüsste, die vor Kurzem in Nigeria vor Gericht zog, um gegen ein lächerliches Gesetz anzugehen, das von Frauen die Zustimmung des Ehemanns erforderte, wenn sie ihren Ausweis verlängern möchten?
Was wäre, wenn meine Zimmergenossin von Nollywood wüsste, wo viele innovative Menschen trotz großer technischer Schwierigkeiten Filme machen? Filme, die so erfolgreich sind, dass sie wirklich das beste Beispiel dafür sind, dass Nigerianer auch annehmen, was sie produzieren.
Was wäre, wenn mein Zimmergenossin von meiner tollen, ehrgeizigen Friseurin wüsste, die gerade erst ihr eigenes Geschäft eröffnet hat, in dem sie Haarverlängerungen verkauft?
Oder von den Millionen Nigerianern, die ein Geschäft eröffnen und manchmal scheitern, die aber ihr Streben weiter nähren?“

„Ich möchte gerne enden mit diesem Gedanken: Wenn wir die einzige Geschichte ablehnen, wenn wir realisieren, dass es niemals nur eine einzige Geschichte gibt, über keinen Ort, dann erobern wir ein Stück vom Paradies zurück.“

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