Preview: „Die Haut, in der ich wohne …“ Schüler*innenarbeiten zum 25.11. – Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen*

ein Projekt Stuttgarter Mädchen*klassen (1. – 10. Klasse) und der Mobilen Jugendarbeit Stuttgart-Ost zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen*

Am 25.11.2020 jährt dich der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen* zum 39. Mal. Seit nunmehr 21 Jahren gilt er als offizieller Gedenktag.
Es geht dabei um nichts weniger als um die Einhaltung der Menschenrechte gegenüber Mädchen* und Frauen*.
Rechte, den eigenen Körper betreffend; Rechte, die eigenen Möglichkeiten betreffend. Rechte, die, das wissen wir, noch längst nicht eingelöst worden sind. 

Auch dieses Jahr werden wir nicht müde, uns mit 50% der Weltbevölkerung solidarisch zu zeigen und wollen uns zugleich aber auch den Raum und die Zeit für den auf sich selbst gerichteten Blick nehmen. 

Dieser, zunächst individuelle Blick, die Erlaubnis, sich Ängsten, Träumen, den eigenen Körper, die Vergangenheit oder Gegenwart betrachten zu können, wird dann schnell zu einem sichtbaren, empowernden Moment.
Denn: mein Körper, meine Sorgen, meine Wünsche sind oft auch Körper, Sorgen und Wünsche anderer Mädchen*, anderer junger Frauen*.

Holzstehlen tragen dabei die auf Leinwand gezogenen Werke der Schüler*innen.
Und diese tragen ihre Botschaften in die Welt.
Fußabdrücke, die bewusst in der Mädchen*arbeit gesetzt werden.
Fußabdrücke, die auch zeigen möchten, welcher Verantwortung sich Jungen*arbeit gegenübersieht.
Die Werke werden nicht nur digitalisiert und als filmisches Werk überdauern, sondern zukünftig als Wanderausstellung auf Reisen gehen.

Eine kleine Preview bisheriger Texte, Fotos und Bilder

Grundschüler*innen tauchten v. a. in Gefühlswelten ein und, so der Eindruck der entstandenen Werke, gestärkt wieder auf.
Wie kann ich eigentlich Gefühle, die zu mir gehören, ausdrücken? Oder gar in Worte fassen?

Wann ist Angst zu haben gut? Und wann lähmt sie? Wer ist da, wenn ich mich meinen Ängsten stelle?

Und wie geht das überhaut: Freundschaft?

In der Mittel- und Oberstufe (bis 18 Jahre) und in der Mobilen Jugendarbeit Ost standen v. a. das eigene Gewalterleben z. B. in den sozialen Medien, in der Partnerschaft, durch den gesellschaftlichen Blick und der damit verbundenen Bewertung des Körpers und die Abwertung der Frau*, einhergehend mit fehlender Selbstbestimmung, im Vordergrund.

Texte und Fotos zeugen von empowernden Ansätzen und wollen Mut machen:

„All women are beautiful. Egal, was für einen Po, Bauch, Brüste oder welche Hautfarbe ihr habt, ihr seid alle wunderschön!“ (A., 17J, ASS-Böblingen)

„Frauen darf man nicht schlagen. Es ist egal ob: reich oder arm. Es ist egal ob: weiß oder schwarz. Es ist egal ob: blond oder braun (…).“ (Vanesa, Cristina, Lucia; MJA Ost)

„My body, my choice“ (L., 15J, ASS-Stuttgart)


„Ich habe das geschrieben, weil es sonst niemand tut! Es muss darüber gesprochen werden! Sonst bleibt das ein Tabu-Thema.“ (S. B., ASS-Böblingen)

„Stay strong!“ (Celine, 15J, ASS-Böblingen)

„Rosa Parks ist eine weltbereichernde Frau, weil sie sich für die Rechte der schwarzen Bevölkerung eingesetzt und nicht aufgegeben hat.“ (Z., 15J in der Auseinandersetzung mit großartigen Frauen der Weltgeschichte, ASS-Stuttgart)

Gleichzeitig ist den Jugendlichen und jungen Frauen* wichtig, dass hingeschaut wird und scheuen sich nicht, Unsagbares auszusprechen:

„Welches Recht nehmen sich Männer …
… uns auf unser Äußeres zu reduzieren?
… ein NEIN nicht zu akzeptieren?
… uns zu beleidigen?“ (DBS)

„Ich bin kein Gegenstand!“ (DBS)

„Da ich eine Frau bin und in der Türkei nicht ernst genommen werde, kann ich nichts dagegen machen. Ich könnte jedes Mal kotzen, wenn ich das sehe. Fast alle meiner muslimischen und türkischen Freunde haben Gewalt erlebt in der Kindheit.“ (S. spricht über Zwangsheirat, ASS-Böblingen)

„Wir wollen nicht:
… dass uns (jmd.) auf den Arsch guckt!
… dass uns hinterher gepfiffen wird!
… dass unsere Körper bewertet werden!
Wir entscheiden alleine!“ (Vanesa, Cristina, Lucia; MJA Ost)

„Der Schmerz ist so groß.
Mir fließen die Tränen die Wangen runter.
Ich spüre Schmerz und Hass.
Ich wurde ausgenutzt und verletzt.
(…)
Sie hatte Angst vor der Gewalt,
deshalb versteckte sie sich im Wald.

Sie schloss ihn ins Herz
Aber bekam nur Schmerz.“ (ASS-Stuttgart)

Anmerkungen:

Film und Ausstellung werden nicht ohne „content notes“, also Informationen zu womöglichen „Triggern“ auskommen. Wie auch?

In den Ausstellungen werden wir z. T. Bilder zuhängen und mit einer entsprechenden Erklärung dazu versehen. Im Film werden diese Fotos nicht bzw. nur „verschwommen“ gezeigt werden können.

Den Titel „Die Haut, in der ich wohne …“ verdanken wir der Bremer Künstlerin Sirma Kekec, die einen Workshop im Rahmen der Fachtagung „Sex positiv. Mädchen*, junge Frauen* und Sexualität“ der BAG Mädchen*politik, Sep. 2020 danach benannt hat.

Suvi Welt (Schulsozialarbeit Gablenberg, Mobile Jugendarbeit Ost) weist auf das Buch von Jessica Sanders und wunderschön illustriert von Carol Rossetti „Liebe deinen Körper“ hin. Erschienen im Zuckersüßverlag. Ein Buchtipp!

Die Grundschüler*innen der Dietrich-Bonhoeffer-Schule arbeiteten ebenfalls mit ihrer Schulsozialarbeiterin (B. Bubeck) mit dem Buch „Der Seelenvogel“ von Michal Snunit und Na´ama Golom.

4 Gedanken zu “Preview: „Die Haut, in der ich wohne …“ Schüler*innenarbeiten zum 25.11. – Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen*

  1. „Unglaublich vielfältig, sehr ehrlich und authentisch, oft schmerzhaft aber auch witzig und provokativ. Da haben viele Gefühle einen Ausdruck gefunden. Sehr mutig!“ (I. K.)

    Vielen Dank für das Feedback und die treffenden Worte, die in erster Linie an die Schüler*innen selbst und die begleitenden Personen gerichtet sind …

    Gefällt 2 Personen

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